CHARMS entwickelt eine integrierte Strategie zur Erhöhung des Innenraumkomforts historischer Wohnhäuser in der Stadt Chiang Mai. Verschiedene Akteure der Fraunhofer-Gesellschaft und der Universität Chiang Mai initiierten dieses Projekt mit Blick auf die vorherrschende unzureichende Luftqualität in der Stadt und der COVID-19 bedingten zunehmenden Bedeutung der häuslichen Umgebung als Wohn- und Arbeitsraum. Ziel ist es, durch die Integration von technischen und sozialen Innovationen sowohl das häusliche Wohlbefinden und die öffentliche Gesundheit zu verbessern, als auch das architektonische Erbe und die kulturelle Identität zu erhalten. Lokal angepasste, nachhaltige Nutzungskonzepte für historische Holzhäuser und Quartiere werden entworfen und ihre Implementierung vorbereitet. Durch die enge Einbindung lokaler Akteure in den F&E-Prozess wird die lokale Akzeptanz der entwickelten Lösungen und damit die langfristig erfolgreiche Projektumsetzung sichergestellt.
Erhebungen des Projektteams zeigen, dass sich vor allem junge Bewohnerinnen und Bewohner von historischen Holzhäusern entweder aufgrund der hohen Energiekosten, der schlechten Luftqualität oder des unzureichenden thermischen Komforts beeinträchtigt fühlen. Das Problem ist zum einen darauf zurückzuführen, dass sich die Ansprüche der jüngeren Generation an Innenraumkomfort im Vergleich zur Elterngeneration unterscheiden.
Zum anderen ist die Funktionsfähigkeit traditioneller, indirekter Kühlsysteme historischer Holzhäuser aufgrund des veränderten lokalen Mikroklimas und der hohen Luftverschmutzung stark eingeschränkt. Bewohnerinnen und Bewohner investieren daher verstärkt in technische Kühlsysteme, was zu einem höheren Energieverbrauch und zu urbanen Wärmeinseln führt. Schließlich war die Wirkung kommunaler Initiativen zur Verbesserung der Situation in der Vergangenheit u.a. aufgrund der unzureichenden Einbindung lokaler Akteure und der geringen Synergie zwischen den Initiativen begrenzt.
Zur Bewältigung dieser komplexen, sozial-ökologischen Herausforderungen ist CHARMS im besonderen Maße transdisziplinär aufgestellt. Forschungsmethoden werden über akademische Disziplinen hinweg derart integriert, damit Forscherinnen und Forscher sowie Praktikerinnen und Praktiker in der thailändischen Region Chiang Mai erfolgreich zusammenarbeiten können. Die Bewertung der Passfähigkeit der entwickelten Lösungsvorschläge erfolgt durch lokale Gremien aus lokaler Bevölkerung sowie kommunalen und zivilgesellschaftlichen Entscheidungsträgerinnen- und -trägern.
Dauerhaft gefestigt wird die Zusammenarbeit durch ein lokales Vor-Ort Büro. Das CHARMS-Team nutzt Mixed-Methods-Ansätze und moderne Geoinformationssysteme, um die Herausforderungen und Präferenzen der lokalen Bevölkerung bezüglich der zukünftigen Nutzung historischer Holzhäuser zu verstehen, zu visualisieren und in lokal akzeptable und wirkungsvolle Lösungskonzepte zu übersetzen.
Die Umsetzung von CHARMS erfolgt in drei Phasen. Zunächst werden stadtplanerische, bauliche und IT-basierte Lösungsansätze entwickelt, bspw. zur Verbesserung der Gebäudehülle sowie des lokalen Mikroklimas, zur Anpassung traditioneller Kühlsysteme und zur besseren Kommunikation zwischen der lokalen Bevölkerung und der Stadtverwaltung.
Gleichzeitig wird ein Katalog sozialer Innovationen zur nachhaltigen Nutzung historischer Gebäude entwickelt und in Fallstudien überführt. Die Integration und Bewertung dieser technischen und sozialen Lösungsansätze erfolgt in der zweiten Projektphase in enger Abstimmung mit den lokalen Gremien. Schließlich wird die Implementierung der daraus resultierenden, integrierten Lösung in der dritten Phase systematisch vorbereitet.
Flankiert wird dieser Prozess durch die Modellierung des lokalen Mikroklimas, die Durchführung von Sozialstrukturanalysen und die Implementierung von Weiterbildungsaktivitäten im Bereich des nachhaltigen Managements von Kulturerbe.